Prolog
Noch Jahre später wachte Major Frank Clarks schweißgebadet und von Alpträumen geplagt auf.
Nacht für Nacht riss ihn die Erinnerung an die erste Schlacht, die er im 2. Weltkrieg in der Wüste Nordafrikas focht aus dem Schlaf. Auch später war er an schweren Kampfhandlungen beteiligt, die länger dauerten, verlustreicher und grausamer waren, aber dieses erste Gefecht gegen die „164. Leichte Afrikadivision“ ließ ihn nie wieder los.
Die Feuertaufe
Am Vorabend des 27.November 1942 befand sich Major Clarks mit seiner Panzerkompanie in der Nähe eines unbedeutenden Dorfes am Rande der Cyrenaika.
Die Panzer seiner Kompanie waren vor circa einem Monat in Kairo ausgeschifft worden. die Kompanie bestand aus insgesamt fünf Sherman III, inklusive seines eigenen und dem seines Second in Command (2iC) Captain Stephan Richardson sowie drei Grants und drei leichten Crusdader II.
Die Deutschen befanden sich auf ganzer Front auf dem Rückzug und das englische Kommando wollte ihnen keine Zeit zum Ausruhen geben.
Aufklärer hatten gemeldet, dass in dem Dorf eine Batterie Nebelwerfer und deutsche Panzer in Stellung gegangen waren.
Second Lieutnant Steve Laine, Zugführer eines ihm unterstellten Aufklärungsschwadron aus Universal Carrier berichtete kurz über die neuen Erkenntnisse:
„ ...In dem Dorf sind drei Panzer IV in Stellung gegangen. Etwas abgesetzt befinden sich einige Infanteriezüge und Panzerabwehrkanonen. Es sollte allerdings ein wenig dauern, bis diese ins Gefecht eingreifen können.“
„Keine 88er?“
„Können wir nicht ausschließen, Sir. Aber gesehen haben wir keine.“
„Gut. Mr. Laine, dann werden sie morgen früh die Vorhut übernehmen, gemeinsam mit den Universal Carrier von Lieutnant Stone. Scheuchen sie eingegrabene PAKs oder anderes Gesocks auf und üben sie Druck auf die Nebelwerfer aus, sodass die Krauts gezwungen sind, ihre Artillerie mit den Panzern zu schützen. Sie werden über die linke Flanke kommen und ich werde mit den gepanzerten Einheiten auf breiter Front vorrücken. Lieutnant Glocks von der Royal Horse Artillerie hier wird uns mit seinen vier 25-Pfündern unterstützen. Mr. Glocks, nebeln sie das Kaff ordentlich ein.“
Glocks nickte ernst.
„Das wars dann meine Herren. Wir sehen uns morgen auf dem Schlachtfeld!“
Mission:
Delaying Action; 1500 Punkte, britische Heavy Amoured Squadron vs. dt. Schützenkompanie
Die britischen Aufklärer bereiten sich vor.
Langsam stieg die Sonne über der Nordafrikanischen Wüste auf. Clarks lehnte sich aus der Turmluke seines Shermans und blickt angstrengt in Richtung Dorf. Er sah wie sich die sechs Universal Carrier von Second Lieutnant Laine und Lieutnant Stone dem Dorf näherten. Das waren erstaunliche kleine Fahrzeuge, perfekt für den Einsatz in der Wüste. Aber wie geschickt die Fahrer ihre Vehikel auch in Richtung der dt. Linien bewegten, früher oder später würden sie entdeckt werden.
Clarks gab das Kommando und die britischen Panzer fuhren in einer gestaffelten Angriffsformation dorthin, wo Clarks den Feind vermutete.
Lieutnant Glocks und seine Männer brachten die schweren 25-Pfünder erstaunlich schnell in Stellung und machten sie kampfbereit. Er gab Zeichen, dass sie nun in Reichweite des Dorfes wären.
In diesem Moment sah Clarks die deutschen Panzer. Offenbar hatten sie den Angriff erwartet und sich hinter einem vorgeschobenen Felsen versteckt. Aber anstatt anzugreifen, fuhren sie in einem halsbrecherischem Tempo in Richtung Dorf.
Offenbar war die britische Panzerübermacht zu groß.
„Sie fliehen.“ Dachte Clarks und gestattete sich einen kurzen Moment des Triumpfes, der allerdings nur kurz währte.
Vorgeschobene Verteidigungsposition der dt. Panzer
Die britischen Aufklärer Rücken vor.
Gefolgt von den britischen Infanteriepanzer und
Shermans und Grants.
Die dt. Panzer ziehen sich ins Dorf zurück.
Auf der linken Flanke schlugen die ersten Geschosse der Nebelwerfer, ganz in der Nähe der Aufklärer ein. Schon die ersten Einrichtungsschüsse hatten eine erstaunliche Präzision. Dann folgte ein Inferno, als alle deutschen Geschütze in das Feuer mit einstimmten und der Aufklärungszug von Second Lieutnant Laine ausgelöscht wurde. Nur brennende Wracks der Carrier blieben zurück.
Starr vor Entsetzen sah Clarks zum ersten Mal in seinem Leben, wie Männer in der Schlacht starben.
Die Aufklärer von Lieutnant Stone setzten sich sogleich ab und suchten hinter einer Ruine Deckung.
Lieutnant Glocks ließ seine Geschütze aus allen Rohren feuern. Sie verschossen Rauchgranaten nebelten das komplette Dorf unter einer Glocke aus Rauch ein.
Die deutsche Artillerie schoss weiter auf die verbliebenen Aufklärer und ein weiteres Aufklärungsfahrzeug wurde durch die Luft geschleudert.
Immer noch geschockt zwang sich Clarks, sich zu konzentrieren. Unbeirrt rollten die britischen Panzer weiter.
Plötzlich tauchten die Panzer IV aus dem eingenebelten Dorf aus und eröffneten das Feuer auf die Shermans.
Um Clarks Panzer herum schien die Welt schier unter zu gehen. Explosionen, Schreie über Funk, die totale Verwirrung.
Clarks riss die Turmluke auf, um sich einen Überblick zu verschaffen, rechts hinter ihm brannten ein Sherman sowie zwei der drei Grant-Panzer. Und weiter schlugen die Geschosse um die noch intakten Panzer ein. Clarks zuckte zusammen, als auch der letzte Grant getroffen wurde und in einem Feuerball unterging.
Das konnten nicht alleine die Panzer IV sein. Hier mussten irgendwo 88er sein.
In diesem Moment kam die Stimme von Lieutnant Stone über Funk: „Wir haben zwei 88er ausgemacht. Eine steht in dem Wäldchen vor dem Dorf. Um die kümmern wir uns. Die Ari hat sich auf uns eingeschossen und es ist eh ungemütlich hier. Die zweite steht an der vordersten Mauer. Sie müssen sie ausschalten, Sir. Um jeden Preis.“
Clarks rang mühsam seine Panik nieder. Er hatte in den ersten Minuten der Schlacht vier schwere Panzer und vier Aufklärer verloren.
Zwei deutsche 88er eröffnen das Feuer.
Brennende britische Panzer.
Glocks hatte den Funk mit angehört und eröffnete das Feuer auf die 88er. Die Geschosse schlugen in dem Wäldchen mit der 88 ein, zerstörten sie jedoch nicht. Es reichte aber dafür, dass sich die Besatzung in Deckung werfen musste. Diesen Moment nutzten die zwei Aufklärer von Lieutnant Stone aus und griffen die Besatzung der 88er an. Ein Carrier fuhr sich im unwegsamen Gelände fest. Zwischen dem verbleibenden Aufklärern und der Besatzung der 88er kam zu einem erbitterten Handgemenge. Schließlich konnten die Deutschen ausgeschaltet werden.
Die verbleibenden Shermans nahmen die andere 88er unter Beschuss und schalteten sie ebenfalls aus.
Halsbrecherisch donnerten die leichten Crusader in die Flanke der Panzer IV und schossen aus allen Rohren. Ein deutscher Panzer ging in Flammen auf.
Clarks ballte die Faust. Sie hatten diesen kritischen Moment überstanden und er hatte die Iniative in diesem Gefecht zurück gewonnen.
Die 88er werden massiv unter Beschuss genommen.
Die deutsche Verstärkung traf ein. Zwei volle Infanteriezüge mit PAKs näherten sich dem Dorf.
Major Clarks wusste, dass er nun schnell und entschlossen handeln musste, um die Schlacht für sich zu entscheiden.
Schützen, vorrücken!
Er beorderte die Aufklärer auf die linke Flanke: „Druck machen!“ und die Crusader ließ er in einem riskanten Manöver über die rechte Flanke kommen und auf die unorganisierten Panzer IV feuern.
Was kurz zuvor so gut geklappt hatte, ging diesmal total schief. Die Crusader erreichten zwar ihre bestimmte Position, aber ihr Feuer prallte diesmal von der Panzerung der Deutschen Panzer ab wie Tennisbälle.
Die Universal Carrier donnerten auf eines der beiden deutschen Infanterie Platoons zu, um es zu attackieren, unterstützt von den 25-Pfündern. Diese fanden diesmal jedoch nicht ihr Ziel. Der Angriff der Aufklärer erstarb im Abwehrfeuer der Deutschen. Lieutnant Stone und die anderen Überlebenden ließen ihre Fahrzeuge zurück und retteten ihr Leben.
Währenddessen schloss sich der Kreis um die die vorgepreschten Crusader. Die Panzer IV richteten ihre Kanonen auf die britischen Panzer aus und eröffneten das Feuer. Auch die 5 cm- PaKs der Deutschen waren in Recihweite, stoppten und feuerten aus allen Rohren. Die Crusader wurden durch die panzerbrechenden Geschosse geradezu zerissen und vergingen in einer schnellen Abfolge ohrenbetäubener Explosionen.
Major Frank Clarks konnte es nicht fassen, wie schnell sich das Schlachtenglück schon wieder gewendet hatte, diesmal gegen ihn. Sein riskantes Manöver war gründlich schief gegangen und hatte eine Menge britischer Leben gefordert.
Wie durch Watte hörte er die panische Stimme seines „Second in Command“ aus dem Funkgerät: „Frank, wir müssen uns zurückziehen! Sie schießen uns zusammen!“
Clarks wusste, dass die Schlacht verloren war, nur eingestehen wollte er es sich nicht. Nach endlosen 10 Sekunden riss er sich selber aus der Lethargie und brüllte in das Funkgerät: „Wir holen uns noch die Panzer IV. Auf geht’s!“
Dem Fahrer war sichtlich unwohl, aber er gehorchte und ließ den Kommandopanzer über die Eben in Richtung des Dorfes donnern. Dann stoppte der Koloss und die Besatzung eröffnet das Feuer auf die deutschen Panzer.
Die verbliebenen britischen Panzer, drei Shermans, taten es ihm gleich.
„Treffer!“ einen kurzen Augenblick befürchete Clarks, der Schuss wäre wieder wirkungslos gewesen, doch dann erschütterte eine Explosion einen der deutschen Panzer IV und das Gefährt brannte aus, während die Besatzung versuchte sich zu retten.
Doch der letzten Panzer IV gab einfach nicht auf. Er hatte sich zwischen zwei Häuser zurückgezogen und feuerte unablässig auf die Briten, während die dt. Infanterie in die Siedlung einsickerte und sich verschanzte. Damit war die Siedlung für die britischen Panzer quasi uneinnehmbar.
Es wurde gemeldet, dass eine 25-Pfünder durch feindliches Artilleriefeuer ausgefallen war.
Mit einem Mal erklangen Schreie aus dem Panzer des 2iC. Ein Geschoss hatte ihn frontal getroffen, aber nur eine beachtliche Delle in der Frontpanzerung hinterlassen und die Besatzung ordentlich durchgeschüttelt. Das war knapp.
Clarks wusste, dass an diesem Tag nichts mehr zu holen war. Zur Erleichterung aller gab er den Befehl zum Rückzug.
Rückwärtsfahrend vergrößerten die britischen Panzer die Distanz zu den Deutschen und auch die britischen Artilleristen begannen sofort fieberhaft ihre Kanonen außerhalb der Reichweite der deutschen Geschütze zu bringen.
Die Deutschen stellten augenblicklich das Feuer ein und sparten ihre Munition zu .
Epilog
Von ihrer Position aus war das Dorf nur noch zu erahnen. Die Mittagssonne hatte ihren Zenit bereits überschritten und trotzdem war die Hitze unerträglich. Die Rohre der Shermans waren in Richtumg der Frontlinie gerichtet.
Royal Engineers hatten damit begonnen, ihr Stellung provisorisch zu festigen und in Sanitätszelten hinter ihnen wurden die Verletzten versorgt.
Fast alle Gefallenen Briten hatten sie in den Wracks ihrer Panzer zurücklassen müssen.
Clarks glaubte zwar nicht, dass die Deutschen in dieser Situation angreifen würden, aber dieser Norafrikafeldzug war von deutschen Überraschungen geprägt, sodass er kein Risiko einging.
Das Hauptquatier von General Johnson hatte über Funk den Bericht über den Ausgang der Schlacht kommentarlos hingenommen. Es wurden zwei weitere Panzerkompanien in diesen Abschnitt entsandt, die in einigen Stunden eintreffen würden, um das Dorf dann einzunehmen.
Major Clarks schrieb gerade eine vorläufige Liste der Gefallenen, als Lieutnant Stone, sichtlich von der Schlacht gezeichnet und mit bandagiertem Kopf auf ihn zukam und ihm einen silbernen Flachmann hinhielt.
Clarks sah von seinem Stuhl auf. „Ich trinke eigentlich nicht.“ Sagte er und nahm einen kräftigen Schluck aus dem Flachmann, gefolgt von einem heftigen Hustenanfall.
„Die Krauts nennen es Schnaps. Übles Zeug, wir haben letzten Woche 5 Kisten davon erbeutet,“ grinste Stone. „Glückwunsch, Clarks! Sie haben den Deutschen heute einen heißen Tanz geliefert. Und das bei ihrer Feuertaufe.
„Ich würde eher sagen, wir haben uns eine blutige Nase geholt…und viele gute Leute verloren.“
„Das hier ist Afrika und nicht Südengland...und sie sind im Krieg und nicht mehr im Manöver. Sie hatten zwei 88er, 2 5cm PaKs und 3 Panzer IV. Das hätte noch viel schlimmer kommen können. Sie haben immerhin vier Shermans gerettet und ihnen ihre geliebten 88er und zwei der Panzer genommen. Unter diesen Umständen haben sie das Dorf wahrscheinlich schon aufgegeben.“
Clarks nickte Stone zu und lächelte verkniffen, aber dankbar.
Stone hatte recht. 15 Stunden nachdem der Angriff abgeschlagen wurde, rollten erneut britische Panzer auf das Dorf zu, diesmal ohne Gegenwehr.
Die Deutschen hatten die Hauptstraße gründlich vermint, die Panzerwracks als Straßensperren auf die Straße geschleppt und ineinander verkeilt. Die Gefallenen beider Seiten hatten sie vor dem Dorf bestattet und waren abgezogen.
Die Royal Engeneers brauchten einen ganzen Tag die Minen, die sich als Konservendosen aus italienischer Produktion erwiesen, auszugraben und die Straße frei zu machen.
Die Panzerkompanien wurden umgruppiert und Clarks erhielt einige neue Grants und einen Sherman. Kurz darauf waren sie wieder unterwegs..durch die Wüste in Richtung Berlin.