Schwer ging Flörk Vielfraz' Atem. Sein linker Arm schmerzte und dort wo seine linke Hand gewesen war, befand sich nur noch eine blutende Masse. Seine Rüstung war von unzähligen Spaltahieben perforiertund er war zu schwach, seine Axt aus dem Leib seines Kontrahenten zu ziehen, der leblos vor ihm lag. Das wusste er, deshalb ließ er sie stecken. Er durfte sich keine Blöße geben, nicht jetzt, nicht heute.
Er hob den Kopf und sah in die Runde. An die hundert Orks hatten sich am Rande des sandigen Duellplatzes versammelt und eine unheimliche Stille senkte sich. Er hatte gerade ihren und auch seinen Waaaghboss erschlagen. Und nun war die Frage, ob sie ihm folgen würden, oder ob gleich der nächste Herausforderer vortreten würde.
Einer der Orks aus der hinteren Reihe reckte die Faust in die Höhe und brüllte: Vielfraz, Vielfraz, Herr der Vieläxte!“ und hundert Kehlen stimmten mit ein.
Flörk Vielfraz ließ sich seine Erleichterung nicht anmerken und hob zu einem markerschüternden Siegesgebrüll an.
Einige der jüngeren Orks verließen die Gruppe, auch dies entging Flörk nicht. Unter ihnen war Trant Einsenfinga, Sohn des letzten Waaghboss der Vieläxte, welcher nun tot vor ihm im Sand lag. Er würde Trant von nun an zu seinen Feinden zählen müssen.
Seit diesem Tag hatte Flörk viele Schlachten gesehen und er hatte viele Feinde erschlagen. Seine Hand war wieder verheilt, was nicht ungwöhnlich war bei den Orks. Der Clan der Vieläxte wuchs an Orks und an Macht und Trant war ihm nicht der Feind geworden, wie er befürchtete, sondern er hatte ihn angenommen wie einen Sohn und Trant ihn wie einen Vater.
Er hatte den jungen Ork mit sehr viel Mut und Verstand kämpfen sehen und in ihm waren so etwas wie Vatergefühle erwacht. Er fühlte sich verantwortlich, da er ihn zum Waisen gemacht hatte, indem er seinen Vater im Zweikampf erschlug. Und Trant schien keine Rachegefühle oder gar Hass gegen ihn zu hegen, so erhob er ihn alsbald in den Stand eines Garghboss.
Dies freilich führte zu Unmut und Rivalität zwischen Trant und Flörks leiblichen Söhnen, die sich benachteiligt sahen.
Voller Stolz sah er, wie der junge Trant immer stärker und mächtiger wurde. Er erlaubte ihm sogar, sich ein Lindwurmjunges als Reittier zu wählen und zu trainieren. Trant nannte es Greifentod.
Die Schamanen seines Clans warnten Flörk unablässig. Der Lindwurm war das Reittier eines Waaaghbosses und dieser junge Schwarzork war der Sohn eines solchen gewesen. Sie hatten Zweifel, dass sich Trant auf die Dauer mit dem Rang eines Garghbosses zufrieden geben würde. Und auch Flörk Vielfraz bezweifelte dies, zu groß war das Potential des jungen Schwarzorks.
Bei den Orks, die an der Bittersee lebten und sich auf den Schiffsbau verstanden, gab der große Waaaghboss ein Schiff in Auftrag, das er Wellntöta nannte.
Als Greifentod groß und kraftig genug war, um Trant in die Schlacht zu tragen, nahm ihn sein Ziehvater beiseite. Sie redeten lange über die Zukunft der Vieläxte. Flörk und Trant wussten, dass sie auf Dauer nicht gemeinsam an der Spitze ein und desselben Clans stehen konnten, dafür waren sie beide zu mächtig. Außerdem war Trant nicht sein eigen Fleisch und Blut. Eine Bevorzugung in der Erbfolge hätten seine Söhne niemals akzeptiert. Daran, so war sich Flörk sicher, wäre der Clan der Vieläxte zerbrochen.
Flörk hatte von einer Halbinsel gehört, die Knochenwüste, Eiland des ewigwährenden Krieges, genannt wurde und große Gefahren, aber auch große Chancen bot. Schweren Herzens entsandte Flörk seinen Ziehsohn Trant, um das Gehemeimnis der Insel zu lüften und unterstellte ihm einen eigenen Waaagh, sodass er ihn nun als fast ebenbürtigen Waaaghboss aussandte. Sollte Trant diese Prüfung bestehen, würde ihm das Recht gegeben, seinen eigenen Clan zu gründen, andernfalls würde er sterben.
So verabschiedeten sich Ziehvater und Mündel herzlich, so herzlich es Orks eben möglich ist, an der Küste der Bittersee, bevor Trant sich zur Wellntöta rudern ließ.
Es war ein endgültiger Abschied, dass wussten beide. Und wenn sie sich wieder sehen würden, dann wahrscheinlich als Widersacher in der Schlacht. Und dafür bete ich zu Gork, dachte Flörk grimmig.
Hoch oben zog Greifentod seine Bahnen und sandte einen letzten Abschiedsschrei an die zurückbleibenden Vieläxte. Dann stach die Wellntöta in See.
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